Angeborene Stoffwechselerkrankungen

Definition:
Hierzu zählen beispielsweise die Phenylketonurie (Aminosäurestoffwechsel), Galaktosämie (Zuckerstoffwechsel), das Gaucher-Syndrom (Fettstoffwechsel) oder die Mucoviszidose (Membrantransport). Unbehandelt führen sie oft zu schweren Erkrankungen. Einige angeborene Stoffwechselstörungen können durch konsequente Ernährungstherapie gut behandelt werden. Dies bedeutet unter Umständen eine lebenslange Meidung oder auch Bevorzugung von bestimmten Nährstoffen.

Diagnostik:
Häufig Enzymdiagnostik, ergänzbar durch Gen-Diagnostik. Das bei jedem Neugeborenen vorgenommene Screening erfasst z.B. die Phenylketonurie.

Ernährungstherapie:

  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der derzeitigen Aufnahme von Nahrungsmitteln und Nährstoffen. Damit kann abgeschätzt werden, ob die Ernährungsempfehlungen für die jeweilige Erkrankung eingehalten werden.
  • Ernährungsprotokoll.
  • Kennenlernen der zu bevorzugenden beziehungsweise zu meidenden Lebensmittel.
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe.

Bluthochdruck

Definition:
Erhöhter Druck in den Arterien des Blutkreislaufes. Bluthochdruck ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung zahlreicher anderer Erkrankungen, wie z.B. Arterienverkalkung, Herzmuskelschwäche, Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenschäden. Übergewicht begünstigt die Entstehung eines hohen Blutdrucks.

Diagnostik:
Von Bluthochdruck spricht man, wenn der obere (systolische) Blutdruck-Wert regelmäßig über 140 mm Hg und der untere (diastolische) Wert über 90 mm Hg liegt.

Ernährungstherapie:
Viele Patienten mit einem erhöhten Blutdruck profitieren von einer Ernährungsumstellung.

  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der Aufnahme von Nahrungsmitteln, die den Blutdruck ungünstig beeinflussen können (wie z.B. Kochsalz, Fett und Alkohol).
  • Ernährungsprotokoll.
  • Erkennen von kochsalzhaltigen Lebensmittel.
  • Individuell angepasste blutdrucksenkende Ernährung für 4-6 Wochen.
  • Erfassung des Blutdruckes unter dieser Ernährung.
  • Eventuell Gewichtsmanagement / Bewegungsmanagement.
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Definition:
Colitis Ulcerosa (Dickdarm) und Morbus Crohn (meist Dünndarm) sind die wichtigsten entzündlichen Darmerkrankungen- gekennzeichnet durch eine Entzündung der Darmschleimhaut, schubweisen Verlauf, oft schweren Durchfällen und Störungen des Allgemeinbefindens. Als Folge der unvollständigen Resorption von Nährstoffen kommt es häufig zu Gewichtverlust und Mangelerscheinungen.

Diagnostik:
Ausführliche gastroenterologische Untersuchung/Darmspiegelung.

Ernährungstherapie:

  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der Aufnahme von Nährstoffen.
  • Ernährungsprotokoll.
  • Einführung einer individuell angepassten nährstoffreichen Ernährung.
  • Abklärung von verstärkenden Faktoren wie Lactose-Intoleranz und Fructose-Malabsorption.
  • Besprechung von Risikofaktoren wie Rauchen.
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe.
  • In der akuten Phase: Besondere Berücksichtigung von verträglichen Lebensmitteln; eventuell Einsatz flüssiger Trinknahrung.

Diabetes mellitus

Definition:
Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Blutzuckerspiegel erhöht ist. Diabetes kann sowohl durch einen Mangel an Insulin als auch durch eine verminderte Insulinwirkung entstehen. Das Hormon Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse gebildet und ins Blut abgegeben. Insulin gibt das Signal, dass die Glucose schnell aus der Blutbahn in die Körperzellen aufgenommen wird. Beim Typ-1-Diabetiker liegt bedingt durch eine Schädigung der insulinbildenden Zellen ein Insulinmangel vor. Ursachen können Erbfaktoren, Infektionen und immunologische Erkrankungen sein. Meist manifestiert sich die Krankheit in jungen Jahren. Der Typ-1-Diabetiker ist immer insulinpflichtig. Der Typ-2-Diabetiker leidet an einer vererbten oder erworbenen verminderten Insulinempfindlichkeit (Insulinresistenz). Trotz normalen oder sogar erhöhten Insulinkonzentrationen im Plasma, wird der Blutzucker nicht ausreichend gesenkt.

Diagnostik:
Bei normaler Funktion liegt der Nüchternblutzuckerspiegel unter 120 mg/dl. Beim Diabetiker liegt er über 120 mg/dl. Ab 160-180 mg/dl scheidet der Organismus Zucker über den Urin aus (Nierenschwelle)und kann dort auch nachgewiesen werden. Durst und Harndrang gehören zu den ersten Symptomen der Zuckerkrankheit. Zur Diagnose bestimmt man den Blutzuckerwert und den Urinzuckerwert, nüchtern und nach Glucosebelastung (Oraler-Glucose-Toleranz-Test OGTT). Wie gut ein Patient eingestellt ist, ermittelt man durch Messung von Reaktionsprodukten zwischen Blutzucker und rotem Blutfarbstoff Hämoglobin (HbA1c).

Ernährungstherapie:

  • Alle Patienten mit Diabetes mellitus profitieren von einer Ernährungsumstellung.
  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der Aufnahme von Nahrungsmitteln, die Blutzuckerspitzen erzeugen können (wie z.B. Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index).
  • Ernährungsprotokoll.
  • Erkennen von Lebensmittel mit hoher glykämischer Last.
  • Individuell angepasste Ernährung für 4-6 Wochen.
  • Erfassung des Blutzuckers unter dieser Ernährung.
  • Eventuell Gewichtsmanagement / Bewegungsmanagement.
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe.

Essstörungen

Definition:
Unter Essstörungen versteht man ein geändertes Nahrungsaufnahme-Verhalten, sei es die Verweigerung (Magersucht), Steigerung (Ess-Sucht) oder das induzierte Erbrechen (Ess-Brech-Sucht, Bulimie), das über mehrere Monate anhält. Wichtig dabei ist die Abgrenzung zu essgestörtem Verhalten, das vielfach in der Bevölkerung auftritt, aber keinen Krankheitswert hat. Bei Essstörungen nimmt die Beschäftigung mit dem Thema Essen und die Einstellung zum eigenen Körper eine zentrale Stellung im Leben der Betroffenen ein. Der ernährungstherapeutische Ansatz versucht unter anderem, der Fehlernährung und den daraus resultierenden Gesundheitsschädigungen entgegenzuwirken. Dabei wird besonders berücksichtigt, dass es sich bei Essstörungen um eine Form von psychosomatischen/psychosozialen Störungen handelt, d.h. es spielen ebenfalls genetische, soziale und gesellschaftliche Aspekte eine Rolle.

Diagnostik:
Die Diagnostik erfolgt auf Basis der Richtlinien zu den einzelnen Krankheitsbildern. Dabei ist zu beachten, dass auch Mischformen (z.B. Bulimarexie) auftreten können.

Ernährungstherapie:
Sie hat jeweils ihren besonderen Stellenwert in den verschiedenen Stadien einer Essstörung:

Im Frühstadium:

  • Um einem Klinikaufenthalt vorzubeugen indem einer Mangelernährung frühzeitig entgegengewirkt werden kann
  • Um eine Gewichtsstabilisierung zu erreichen, die in vielen Fällen Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche psychotherapeutische Maßnahme ist
  • Um einer Chronifizierung und damit Langzeitschäden vorzubeugen

Nach einem Klinikaufenthalt:

  • Zur Stabilisierung des Therapieerfolgs durch ambulante Nachbetreuung

Im Spätstadium:

  • Zur Begleitung chronisch Betroffener in kritischen Situationen

Dabei ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Hausarzt/ Psychotherapeuten besonders wünschenswert.

Ernährungstherapie/ Ernährungspsychologie:

  • Ausführliche Anamnese anhand spezieller Diagnosebögen
  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der Aufnahme von Nahrungsmitteln (erlaubt/ verboten)
  • Ernährungsprotokoll
  • Schulung auf die Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe
  • Aufstellung eines individuell angepassten Ernährungsplanes/ Gewichtsmanagement
  • Bei akuter Mangelernährung: zusätzlicher Einsatz flüssiger Trinknahrung
  • Wahrnehmungsübungen
  • Rückfallprophylaxe

Fettstoffwechselstörungen

Definition:
Fettstoffwechselstörungen können neben erhöhten Blutfettwerten mit anderen Symptomen einhergehen wie z.B. arteriosklerotischen Veränderungen, Fettleber, akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung, Hautveränderungen etc.

Diagnostik:
Zur eindeutigen Diagnosestellung sollten mindestens folgende Blutwerte bestimmt werden: Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Triglyceride. Weitere Hinweise zur Sicherung der Diagnose gibt die Information über das Auftreten von vorzeitigem Herzinfarkt oder koronarer Herzkrankheit (KHK) in der Familie (Vater, Mutter, Geschwister).

Ernährungstherapie:

  • Zu einer wirksamen Ernährungstherapie muss immer zuerst eine eindeutige Diagnose gestellt werden, da nicht jede Fettstoffwechselstörung mit einer verminderten Fettzufuhr therapiert werden kann.
  • Ernährungsanamnese zur Erfassung der Aufnahme von Nahrungsmitteln, die den Fettstoffwechsel ungünstig beeinflussen können
  • Ernährungsprotokoll.
  • Individuell angepasste Ernährung für ca. 3 Monate.
  • Erfassung der Blutfettwerte unter dieser Ernährung.
  • Gewichtsmanagement/Bewegungsmanagement
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe.

Das ETZ ist Mitglied im Fettstoffwechselkompetenznetzwerk


Fructose-Malabsorption, Fruchtzucker-Unverträglichkeit

Definition:
Beeinträchtigung des Fructosetransportes (Transportproteine) im Dünndarm. Weil die Fructose nicht mehr aufgenommen werden kann, gelangt sie in tiefere Darmabschnitte und wird dort zum Teil durch Darmbakterien abgebaut. Es kommt zu Blähungen, kolikartigen Bauchschmerzen, Durchfall, aber auch Verstopfung, Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen. Bei einer Fructose-Malabsorption besteht auch eine Empfindlichkeit gegenüber dem Zuckeraustauschstoff Sorbit. Die Fructose-Malabsorption ist nicht zu verwechseln mit der hereditären Fructoseintoleranz, die auf einem angeborenen Enzymdefekt des Fructoseabbaus in der Leber beruht.

Diagnostik:
H2-Atemtest mit 25-30 g Fructose. Erhöhte Werte (über 20 ppm) zeigen an, dass die Fructose z.T. durch Darmbakterien abgebaut wird.

Ernährungstherapie:

  • Ernährungsanamese zur Erfassung der individuellen Fructoseaufnahme (bei Bedarf inklusive Allergie-Anamnese).
  • Ernährungsprotokoll.
  • Kennenlernen von natürlichen und industriell hergestellten fructose-/sorbithaltigen Lebensmitteln.
  • Durchführung einer fructosearmen Ernährung für 2-4 Wochen (Karenzphase).
  • Austestung der persönlich verträglichen Fructosemenge (Testphase).
  • Fructose-, Glucose-, Sobitgehalte in Lebensmitteln.
  • Umgang mit der Ernährungspyramide zur Deckung aller wichtigen Nährstoffe unter fructosearmer Ernährung.